Peter Tomschiczek
zum 80sten
22. März – 14. Juni 2020

AKTUELLE AUSSTELLUNG
Christoph Drexler + Maja Vogl
21. September – 26. Oktober


EINFÜHRUNGSREDE von Ernst Geyer
Guten Morgen. Vielleicht ist dieser Tag der letzte Sommertag in diesem Jahr. Weil dieses Wetter so gut zum Titel der Ausstellung passt, die wir heute eröffnen „Landschaften im Licht ihrer Farben“ präsentiert von Christoph Drexler und Maja Vogl heisse ich sie besonders herzlich willkommen in der Villa Maria. Wer eine Ausstellung eröffnet, gerät unweigerlich in Versuchung, über die Anforderungen an Kunst zu dozieren. Halten wir es also knapp: Für mich soll Kunst ansprechbar sein, soll den Dialog suchen, darf auch Vergnügen bereiten, soll die Sicht auf die Gegenwart verdeutlichen – und darf sich gelegentlich bei den Traditionen bedienen, sofern sie damit etwas Neues ans Licht bringt. Alles andere ist Dekoration. Die heutige Ausstellung erfüllt diese Kriterien voll und ganz. Christoph Drexler, Münchner Maler und inzwischen fast sowas wie ein Stammgast in unserer Galerie: Er zeigt zum sechsten Mal hier seine Arbeiten. Diese Ausstellung ist für ihn auch eine Retrospektive: Er feiert mit dieser Ausstellung auch seinen 70. Geburtstag. Nicht heute, aber bald. Wir schätzen seine Arbeiten. Sein lebenslanges Malthema ist die Landschaft. Seine Landschaften sind aber keine Natur-Abbilder, sondern das Ergebnis einer klugen Reduktion. Häuser, Bäume, Felder, Berge – bei ihm erscheinen sie wie in einem literarischen Exposé: alles Überflüssige ist gestrichen, nur das was die Erinnerung prägt bleibt. Seine Bilder sind ruhig, manchmal melancholisch, als hielte die Landschaft selbst den Atem an. Doch gerade diese Stille ist eine Inszenierung: Sie gründet auf souveräner Planung und einem Handwerk, das keine Zufälle duldet. Drexlers Reduktion ist kein Verzicht, sondern ein Gewinn – sie legt das Staunen frei, das uns der Alltag oft verschüttet. Wenn es der thematische Rahmen einer geplanten Ausstellung erlaubt, dann laden wir seit Anfang dieses Jahres gerne einen zweiten Künstler ein, weil eine andere künstlerische Handschrift eine Vertiefung des künstlerischen Themas ermöglicht – das bestätigen uns unsere Besucher. Zum Thema Landschaft haben wir Maja Vogl angeladen. Ihre Landschaften sind ganz anders, und doch komplementär zu Christoph Drexlers Bilder. Sind es denn überhaupt Bilder im herkömmlichen Sinn? Sie nennt sie Wickelbilder. Maja Vogl ist Weberin - eine von ihr oft genutzte Untertreibung für ihre künstlerische Arbeit. Ihre Webarbeiten sind tragbare Kunstwerke – wer sie trägt, wird selbst Teil dessen, was sie sind: Kunstwerke. Entstanden sind die hier präsentierten „Wickelbilder“ weil sie eine Arbeitspause am Webstuhl planen musste. Sie nutzte die Zeit für Arbeitsschritte, die vor dem Beginn der Arbeit am Webstuhl liegen: Um die Farbabstimmungen eines Tuchs zu testen, werden gefärbte Fäden, bei Maja Vogl sind es immer Seidenfäden, auf einen Karton so gewickelt, dass man die ausgesuchte Farbabstimmungen erkennen kann. Diese Vorarbeit aber entwickelte Maja Vogel zu einer Formensprache, die an die Landschaftsbilder von Scully und Rothko erinnern. Auf den ersten Blick erscheinen sie als farbabgestimmte Flächen - auf den zweiten Blick erkennt man Räume, die sich zu abstrahierten Landschaften verdichten. Ihre Klarheit wirkt herausfordernd, fast provokant – und diese Bilder laden zum Tasten ein. Landschaft wird haptisch, fast körperlich erfahrbar. Im Zusammenspiel mit den Bildern von Chrtistoph Drexler entsteht ein Dialog: Drexlers Reduktion der Malerei trifft auf Maja Vogls Verdichtung im Textilen. Das eine hält inne, das andere verdichtet. Gemeinsam führen beide Wege zum selben Ziel – Landschaft jenseits einer dekorativen Idylle. Kunsthistorisch reiht sich Drexler ein in die Tradition einer minimalistischen Landschaftsdarstellung: von Cézannes geometrischer Strenge bis zu den Reduktionen der Moderne, wo weniger nicht Mangel, sondern Methode ist. Vogl hingegen knüpft an die textilen Experimente des Bauhauses an, wo Anni Albers, die Weberei aus dem Schattendasein befreite und zur bildnerischen Sprache machte. In ihren Wicklungen verschmelzen Faser, Farbe und Fläche zu hybriden Bildfeldern – für mich ein sehr zeitgenössischer Ansatz, der das Sehen mit dem Spüren verbindet. So präsentiert diese Ausstellung Landschaft nicht als Panorama, sondern als Struktur, als Verdichtung, als Erfahrung. Und vielleicht zeigt sie uns dabei auch, dass Landschaft weniger ein Ort ist, sondern vielmehr eine Haltung: nämlich eine Art, die Welt wahrzunehmen. Wir bedanken uns bei den beiden Künstlern dafür, dass sie wieder Gast sind in der Galerie. Beide sind anwesend – wenn sie Fragen haben nutzen sie die Zeit zum Gespräch. Die Ausstellung ist eröffnet.
AKTUELLES
Termine, die sich nicht verpassen sollten!
Neu in der Villa: Das „Küchenachterl“
Wir beginnen eine neue Reihe kleiner Weinproben. In einer überschaubaren Runde schenken wir vier bis fünf besondere Weine aus und erzählen ihre Geschichten. Dazu reichen wir Käse, Oliven und Grissini. Der Name „Küchenachterl“ erinnert daran, dass viele Feste in der Küche enden – bei uns findet es in den Galerieräumen statt.
Küchenachterl
17. Oktober 2025
Thema: Autochtone Reben – Rotgipfler, Welschriesling, Marzeminio, Teroldigo
Beginn: 20 Uhr | Teilnahme: 30 € | Anmeldung erforderlich: 08061 – 92770
Wein-Krimilesung
24. Oktober 2025 – 20 Uhr
Heinz Peter liest Krimis, in denen der Wein eine Hauptrolle spielt. Die erwähnten Weine werden im Anschluss verkostet. Ein Abend, der Literatur und Genuss verbindet.
Teilnahme: 30 € inkl. Weinbrotzeit | Anmeldung: 08061 – 92770
VORSCHAU: Lesungs-Matinee mit Julia Cortis
27. Oktober 2025 – 11 Uhr
Die Ausstellung „Landschaften im Licht ihrer Farben“ endet am 27.10 – wieder planen wir eine zum Thema passende Lesungs-Matinee mit Julia Cortis.
Beginn: 11.00 Uhr – das Thema steht in einem der nachfolgenden Newsletter.
Fr 16.00 - 20.00 Uhr
Sa 14.00 - 20.00 Uhr
So 14.00 - 18.00 Uhr
Wenn Sie Fragen haben, wir sind für Sie da! 08061 - 92770